Buchrezension | Superfoods – einfach & regional
Auch wenn ich es eigentlich besser wissen sollte, so lasse ich mich bei dem Begriff Superfoods doch noch…
Auch wenn ich es eigentlich besser wissen sollte, so lasse ich mich bei dem Begriff Superfoods doch noch immer gerne in die Irre leiten und denke zunächst an Lebensmittel, teils auch in pulverisierter Form, die einen ziemlich weiten Weg zurück legen musste, bevor sie gegebenfalls auf unseren Tellern landen. Dass das aber nicht immer der Fall sein muss, beweist das Buch Superfoods – einfach & regional, das dieses Jahr im Löwenzahn Verlag erschienen ist. Denn dieses Kochbuch beschäftigt sich ausschließlich mit heimischen Lebensmitteln, die ebenfalls zu den sogenannten Superfoods zählen, aber keine langen Transportwege hinter sich haben.
Zum Buch „Superfoods – einfach & regional“
Die Autorin von Superfoods – einfach & regional ist Andrea Fičala, eine Köchin und Ernährungswissenschaftlerin, die zunächst einige Jahre in der Lebensmittelproduktion für große Betriebe tätig war. Im Laufe der Zeit wurde ihr allerdings der Zusammenhang zwischen Ernährung und Umwelt immer wichtiger und inzwischen hat sie sich auf individuelle Gesundheitsförderung und Ernährungsbildung spezialisiert. Mehr über sie kann man auch auf ihrer Website esswerk erfahren.
Und auch bei ihrem Buch ist es ihr ein Anliegen, den Leser für die bewusstere Nutzung von regionalen Lebensmitteln zu begeistern. Dazu liefert sie zunächst in einer kurzen Einleitung nicht nur diverse Hintergrundinfos, sondern beschreibt auch, was ihr bei ihren Rezepten und den verwendeten Zutaten besonders wichtigt ist. Hier geht es nicht nur um die verschiedenen Inhaltsstoffe, sondern auch um Aspekte wie Nachhaltigkeit, Marketing oder welche Folgen eine erhöhte Nachfrage bestimmter exotischer Superfoods gegebenfalls in den Urspungsländern haben kann für die dortige Bevölkerung.
Dazu beschäftigt sie sich auch mit der Frage Was ist Superfood?, beschreibt in dem Kapitel Regional, saisonal und bio: Das perfekte Trio. Außerdem ist dem Thema Superfoods im Vergleich ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier werden unter anderem Leinsamen und Chiasamen miteinander verglichen. 10 einfache Regeln für eine gesunde Ernährung und Wissenswertes zum Umgang mit Laktose und Gluten runden den Einleitungsteil ab, bevor einige Regionale Superfoods im Detail vorgestellt werden.
Dieser Teil ist nicht nur sehr informativ gehalten sondern zusätzlich auch sehr liebevoll und ansprechend illustriert mit Zeichnungen von Julia Lammers. Die verschiedenen Superfoods sind dabei unterteilt in Beeren|Obst, Eier, Fermentierte Lebensmittel, Gemüse, Getreide & Pseudocerealien, Hülsenfrüchtler (Leguminosen), Kräuter: Wildkräuter, Küchenkräuter & anderes Grün (Green Superfoods), Nüsse und Samen und Wertvolle Pflanzenöle.
Der eigentliche Rezeptteil ist nach den Jahreszeiten gegliedert, wobei sich in jedem Kapitel Rezepte für Frühstück, Hauptspeisen, Snacks und Süßes finden. Allen Rezepten gemeinsam ist, dass sie vegetarisch sind, sehr schön von Sonja Priller in Szene gesetzt wurden und, sofern nicht anders angegeben, für 4 Personen gedacht sind. Zu jedem Rezept gibt es außerdem eine kurze Beschreibung, in der auf eine besondere Zutat oder einen bestimmten Inhaltsstoff eingegangen wird.
Und auch wenn die Rezepte vegetarisch sind, so wird extra erwähnt, dass sie auch gut individuell mit Fleisch oder Fisch ergänzt werden können, je nach Geschmack. Und auch dem Geschmack ist es geschuldet, dass die Autorin trotz des Fokus auf Regionalität nicht völlig auf Gewürze, Olivenöl und Zitrusfrüchte bei ihren Rezepten verzichtet sondern hier einen sehr entspannten Umgang vorlebt, ganz dem Motto ihrer 9. Regel für eine gesunde Ernährung, die da heißt: „nichts ist grundsätzlich verboten oder böse„.
Abgerundet wird das Buch schließlich durch den ausführlichen Anhang, in dem sich nicht nur ein Glossar, sondern auch ein Stichwortregister, ein Register nach Zutaten und ein Rezeptregister befindet, in dem neben den verschiedenen Rezeptkategorien die Rezepte auch nach besonders eiweißreichen, glutenfreien, Low Calory und veganen Gerichten sortiert sind.
Rezepte, die ich ausprobiert habe
Diesmal stand ich bei der Entscheidung, welche Rezepte ich für die Buchvorstellung ausprobieren wollte, gleich aus mehreren Gründen vor der Qual der Wahl: denn nicht nur, dass mir beim Anblick der Fotos zu vielen Rezepten sofort das Wasser im Munde, für die meisten hatte ich sogar schon den Großteil der Zutaten, wenn nicht gar alle Zutaten, vorrätig und das passende Gemüse befand sich bereits in unserer Gemüsekiste.
Mini-Frittata mit jungen Brennnesselspitzen
Von allen Rezepten, die ich für diesen Post ausprobiert habe, waren die Mini-Frittata mit jungen Brennesselspitzen tatsächlich das einzige Rezept, das dem Liebsten und mir sehr unterschiedlich schmeckten, was vermutlich an der Kombination aus getrockneten Tomaten mit Schafskäse lag. Denn hier gilt, die eine liebt sie, der andere macht darum am liebsten einen Bogen.
Frischkornmüsli aus rohem Buchweizen mit Granola
Dies Frühstücksrezept habe ich spontan ausprobiert, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich alle Zutaten bereits da hatte. Und das Ergebnis hat uns auf Anhieb überzeugt. Die Kombination aus in der Pfanne geröstetem Granola, eingeweichtem Buchweizen und Joghurt ist einfach sehr nach unserem Geschmack. Und für die Optik gab es von mir dann noch ein paar Blümchen dazu.
Scharfes Linsendahl mit Minzjoghurt
Auch das Linsendahl wird es sicherlich noch öfters bei uns geben, da es sich als eine sehr schmackhafte Alternative für die Zubereitung von Wurzelgemüse wie Knollensellerie, Petersilienwurzel und Karotten herausgestellt hat. Außerdem war es sehr einfach zuzubereiten und benötigte für den Geschmack neben Salz und Pfeffer nur noch Currypaste, Kreuzkümmel, getrocknete Chili und Essig – in meinem Fall Zutaten, die ich sowieso regelmäßig verwende.
Lauwarmer Spinatsalat mit knusprigen Falafeln
Da ich noch getrocknete Kichererbsen vorrätig hatte und ich Falafel sehr gerne mag, war es fast selbstverständlich, dass ich auch das Falafelrezept aus diesem Buch ausprobieren musste. Was mir bei dieser Rezeptversion dann besonders gut gefiel, war wieder einmal die Feststellung wie einfach und mit wie wenigen Zutaten diese zubereitet waren. Und geschmacklich lagen die Falafel ganz klar im oberen Bereich der bislang von mir probierten Falafel.
Passend zu den Falafel habe ich dann auch gleich den lauwarmen Spinatsalat ausprobiert, wobei ich hier den Ziegenhartkäse durch Ziegenfrischkäse ersetzt habe. Die Kombination aus karamelisierten Schalotten, Spinat und Erdbeeren mit dem Käse hat mir übrigens so gut gefallen, dass es diesen Salat bereits mehrfach bei uns gab. Man muss ja die Erdbeersaison ausnutzen.
Naanbrot mit Grünkohl-Dip
Da ich doch eine gewisse Schwäche für einfache Crossover Rezepte habe, kam auch das Rezept für Naanbrot mit Grünkohl-Dip sofort auf meine Ausprobierliste, wobei ich mich für die Variante mit Kohlrabiblättern statt Grünkohl entschieden habe. Und auch beim Naanbrot war ich insoweit experimentierfreudig, als dass ich einfach mal ausprobiert habe, ob man es auch mit selbstgemahlenen Vollkornmehl zubereiten kann. Und das hat auch wunderbar geklappt. Außerdem hat mir beim Dip sehr gut gefallen, dass hier mit Leinöl eine meiner persönlichen Lieblingszutaten zum Einsatz kam.
Leinsamen-Pudding mit Vanille und frischen Beeren
Auf die Idee, Pudding auf Basis von Leinsamen statt Chia zu machen, wäre ich ohne dies Buch vermutlich nicht gekommen. Allerdings hat bei mir die Menge von Flüssigkeit im Verhältnis zum Leinsamen nicht gepasst. Hier wurde alles aufgesogen, so dass ich noch etwas Flüssigkeit hinzufügen musste. Da mir das Ergebnis aber grundsätzlich gefiel und ich lieber heimische Lebensmittel verwende, werde ich hier einfach noch ein wenig weiter experimentieren bis ich das für mich passende Verhältnis von Leinsamen zu Flüssigkeit gefunden habe.
Mein Fazit
Zunächst war ich ja doch skeptisch aufgrund des Begriffs Superfood im Buchtitel. Aber dann hat mich das Buch umso mehr überzeugt, je mehr Rezepte ich daraus ausprobiert habe. Und zwar haben dazu nicht nur die Rezepte, die sich fast alle sehr gut nachkochen ließen, beigetragen, sondern auch die Art und Weise, wie hier Hintergrundinfos vermittelt werden. Denn dies geschieht in einem sehr entspannten Stil, frei nach dem Motto:
Allzu strenge Ernährungs-Konzepte beschränken uns in unserem Genuss und in unserer positiven Beziehung zu Lebensmitteln.
Außerdem ist das Buch extrem übersichtlich gestaltet. Es gibt nicht nur ein Stichwortregister, sondern auch ein Register nach Zutaten und ein Rezeptregister, in dem die Rezepte sowohl nach ihren Einsatzbereichen sortiert sind als auch nach besonderen Eigenschaften. So lassen sich auch eiweißreiche, glutenfreie, vegane oder kalorienarme Rezepte einfach finden.
Aber das, was mich besonders begeistert hat, sind einfach die Rezepte, die sehr meinen persönlichen Geschmack treffen. So will ich unbedingt noch die Buchweizen Bolognese, die Mangold Maki und die Lasagne al Cavolo (Kohllasagne) nachkoche. Aber auch mit dem Getreidebraten mit Selleriepüree liebäugel ich noch. Es gibt also noch einiges auszuprobieren.
Wer Spaß an ungewöhnlicheren Kombinationen hat, gleichzeitig aber Wert auf eine gewisse Alltagstauglichkeit bei der Zubereitung legt, sollte sich Superfoods – einfach & regional auf jeden Fall genauer anschauen. Denn hier wurde bei den Rezepten auch darauf geachtet, dass diese mit möglichst wenigen, überall erhältlichen Zutaten auskommen. Und dazu sind alle Rezepte auch noch wunderschön bebildert und mit wissenswerten Hintergrundinfos versehen.
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Superfoods – einfach & regional | Löwenzahn Verlag | (D) 29,90 EUR | 240 Seiten | 88 saisonale, vegetarische Rezepte, zubereitet nach den Prinzipien des Clean Eating mit dem Fokus auf Regionalität | Alltagstaugliche schmackhafte Gerichte, bei denen oft wenige Zutaten ungewöhnlich kombiniert werden, ergänzt durch informative und praktische Hintergrundinfos zu den verschiedenen Lebensmitteln
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Vielen Dank an den Löwenzahn Verlag, der mir dieses Kochbuch zur Verfügung gestellt hat.
Das Buch habe ich mir heute gekauft und jetzt eben Deine Rezension darüber gelesen… was für ein schöner Zufall!
Ich fand übrigens auch den – arg überstrapazierten – Begriff „superfood“ erst eher abschreckend, aber der Zusatz „regional“ hat es wieder interessant gemacht und ich muss sagen dass ich das Buch nach dem ersten durchblättern wirklich gut finde!
Das ist aber wirklich ein wunderbarer Zufall, Kristin! Bin schon gespannt, welche Rezepte du als erstes ausprobieren wirst :-)
LG Eva