Food-Fotografie | Einblicke in meine Bildbearbeitung
Heute gibt es kein Koch-, sondern mein persönliches Bildbearbeitungs-Rezept, mit dem ich aktuell viele meiner Food Fotografien bearbeite….
Heute gibt es kein Koch-, sondern mein persönliches Bildbearbeitungs-Rezept, mit dem ich aktuell viele meiner Food Fotografien bearbeite. Nachdem ich von einigen Seiten auch schon Fragen diesbezüglich bekommen habe, mag der eine oder andere hier noch die passende Zutat für die eigene Bildbearbeitung finden. Ich würde mich freuen :).
Grundsätzlich fotografiere ich im RAW-Format und entwickel die Bilder zunächst in Lightroom 4, um den Foood Fotografien dann noch einen ganz persönlichen Frischekick in Photoshop zu geben. Die Funktionen zur Bildentwicklung in Lightroom sind übrigens mit denen des Camera Raw Konverters, der zum Lieferumfang von Photoshop gehört, identisch. Die Befehle sind teilweise einfach nur anders angeordnet und ich bevorzuge deswegen Lightroom, weil ich hier beim Bilderentwickeln viel schneller zwischen verschiedenen Bildern hin und her springen kann, während ich beim Camera Raw Konverter zunächst jedes Bild aus der Bridge (gehört ebenfalls zum Photoshop Lieferumfang) heraus öffnen muss.
Die folgenden Schritte, bis auf die Anleitung für den „Frischekick“ können also auch nur mit Photoshop oder nur mit Lightroom durchgeführt werden, sofern für die RAW Entwicklung die Prozessorversion 2012 verwendet wird (ist sowohl bei LR4 als auch bei PS CS6 der Fall). Bei den älteren Versionen sind die Befehle teilweise anders und vor allem ist die Auswirkungsintensität der einzelnen Regler eine andere. Mir selbst gefällt die neue Prozessorversion deutlich besser.
Und nun geht es los. Zur Einführung hier erst mal eine Skizze, die zeigt, wie die beiden Fotos, um die es hier geht, entstanden sind. Als Reflektor/Aufheller diente in beiden Fällen eine einfache Styroporplatte.
Fotografiert habe ich mit einer Canon EOS 5D Mark II und dem Canon EF 100mm/1:2,8 USM Macro Objektiv: die Zucchini Suppe mit Paprika bei Blende 4.5 ISO 50 und 1/6 Sek, die Zucchini mit Chermoula bei Blende 7.1 ISO 50 und 0,3 Sek. Da ich viel für Bildagenturen fotografiere, verwende ich meist eine sehr niedrige ISO Einstellung und fotografiere dafür dann mit einem Stativ (Manfrotto 190XPROB Stativ Pro.
Meine ersten beiden Schritte bei fast jeder Bildentwicklung sind, dass ich im Feld Objektivkorrekturen die Option Profilkorrekturen aktivieren auswähle und mir weiter unten im Abschnitt Kamerakalibrierung ein Profil heraussuche, das mir gefällt. Meist lande ich bei Camera Standard.
Als Nächstes wende ich mich dem Weißabgleich und den Einstellungen zur Belichtung zu. Beides findet sich oben im Abschnitt Grundeinstellungen. Während ich bei diesem Bild mit dem Weißabgleich zufrieden war, habe ich bei den Einstellungen zur Belichtung einiges geändert, wobei ich auch immer das Histogramm im Auge behalte, um zu vermeiden, dass Tiefen oder Lichter beschnitten werden. Außerdem gibt mir das Histogramm auch einen Überblick, ob überhaupt alle Tonwerte im Bild vertreten sind, damit dieses möglichst frisch aussieht. Das ist übrigens schon Geschmackssache und natürlich nichts Verpflichtendes!
Insgesamt wollte ich das Bild heller haben, sodass ich die Belichtung auf +0,56 erhöht habe. Um ausfressende Lichter zu vermeiden, habe ich sowohl Weiß (-24) als auch Lichter (-24) heruntergeregelt. Außerdem wollte ich die Suppenschüssel gerne heller haben. Daher habe ich die Tiefen auf +18 erhöht. Und um dem Bild schon jetzt etwas mehr Biss zu geben, habe ich Schwarz auf -24 gestellt. Dass die dunklen Tonwerte kaum vertreten waren, hat zu diesem Zeitpunkt übrigens auch der Blick aufs Histogramm bestätigt.
Weiter ging es mit der Kontrastanhebung im Abschnitt Gradationskurve. Hier gefiel mir bereits das Ergebnis bei Verwendung der Punktkurven-Vorgabe Mittlerer Kontrast.
Um das Bild im Detail noch weiter meinen Vorstellungen anzupassen, wende ich mich zu diesem Zeitpunkt meist den Reglern im unteren Bereich des Abschnitts Grundeinstellungen zu, die unter dem Abschnitt Präsenz zusammengefasst sind. Bei diesem Beispiel habe ich Klarheit auf +11 und Dynamik auf +3 erhöht.
Ich bin vermutlich recht „picky“, wenn es um die Bildretusche geht. Neben Sensorflecken finde ich meist auch das eine oder andere sprichwörtliche „Haar in der Suppe“ und anderes, wie nicht gewünschte Staubkörnchen. Daher öffne ich für die Retuschearbeiten das Bild aus Lightroom heraus in Photoshop. Kleinere Retuschearbeiten, wie z.B. das Entfernen von Sensorflecken, lassen sich übrigens auch problemlos mit Lightroom durchführen. In Photoshop lege ich mir eine zusätzliche Ebene an, auf der ich dann meist mit dem Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug sämtliche „Reinigungsarbeiten“ in 100%iger Ansicht durchführe.
Zum Abschluss der Bildbearbeitung bei meinen Food Fotografien gibt es dann noch einen kleinen „Frischekick“ durch eine sehr subtile Farbauffrischung, die mir derzeit sehr gut gefällt.
Zunächst verdoppel ich dafür die Bildebene. Auf die obere Ebene wende ich dann den Weichzeichnungsfilter/Gaußscher Weichzeichner an mit einem Radius von 50 Pixeln.
Danach verrechne ich die obere Ebene mit der darunterliegenden mit dem Modus Ineinanderkopieren und reduziere die Deckkraft ganz nach Geschmack auf 21%. Sowohl die Auswahl für die Ebenenmodi als auch die Einstellung der Deckkraft findet man beides im Ebenen-Fenster.
Und das war es dann auch schon. Vielleicht mag es hier aufgrund der vielen Screenshots aufwendiger ausschauen, aber meist dauert es keine 10 Minuten. Und für die Farbauffrischung habe ich mir inzwischen auch eine eigene Aktion in Photoshop angelegt, sodass ich hier nur noch manchmal etwas die Deckkraft verändere, wenn mir das Aktions-Ergebnis nicht ganz gefällt.
Um zu zeigen, dass dies Bearbeitungsprinzip auch auf andere Motive übertragbar ist, hier noch als Beispiel ein Foto aus meinem Post zur Zucchini Chermoula.
Auch hier habe ich zunächst die Option Profilkorrekturen aktivieren ausgewählt und als Profil Camera Standard. Den Weißabgleich habe ich wieder gelassen wie er ist während ich die Belichtung auf +0,63 erhöht habe. Ebenfalls erhöht habe ich Lichter (+15), Weiß (+9) und Tiefen (+ 28) und Schwarz habe ich auf -42 gesenkt.
Die Gradationskurve habe ich diesmal nicht geändert, sondern nur noch die Präsenz-Regler Klarheit (+15) und Dynamik (+3) etwas nach rechts geschoben.
Und zum Abschluss gab es auch hier eine Retusche und eine Farbauffrischung.
Und nun wünsch ich euch selbst viel Spass bei euren Bildbearbeitungen! Außerdem bin ich neugierig, ob ihr auch bestimmte Lieblingsmethoden habt, so wie ich derzeit mit der Farbauffrischung.
Und wer Appetit auf die Gerichte bekommen hat, der findet hier die Rezepte:
Hallöchen Eva :),
an deinem Post sehe ich mal wieder, man lernt nie aus. Du hast da eine völlig andere Herangehensweise als ich. Wirklich toll, und gelernt hab ich auch wieder was. Gerade als Lightroomanfänger, hab ich eben eine Menge neues gelernt :). Danke dafür …
LG Corinna
Hallo liebe Corinna,
das fasziniert mich selbst bei der Bildbearbeitung aber auch immer wieder, dass es da soooooooo viele Möglichkeiten und Herangehensweisen gibt und man selbst auch immer wieder Neues entdeckt, so dass erst gar keine Routine aufkommen kann :)
LG, Eva
Du hast Lehrqualitäten, würde ich sagen!! Die Arbeiten , die du in Lightroom machst, kann ich mit Aperture sicher auch machen. Schwierig wird es bei den PS-Anpassungen. Ich habe kein PS, eine Anschaffung steht momentan auch nicht an (ist nicht drin ;-)) aber ich merke es mir auf jeden Fall. Gern mehr solche „behind the scenes“ Info, finde ich sehr hilfreich!
Liebe Grüße, Sandy
Hab ganz lieben Dank für dein Feedback!! Und die Chancen sind groß, dass noch weitere „behind the scenes“ Infos folgen werden, da mir selbst das Vorbereiten dieses Posts auch sehr viel Spass gemacht hat. Ich kenne zwar Aperture nicht im Detail, aber ich vermute, dass die Schritte vom Prinzip her auch damit klappen sollten. Wobei das LR4 inzwischen sogar relativ erschwinglich geworden ist, anders als PS… Würde ich PS nicht auch für meine anderen Jobprojekte nutzen, hätte ich es mir auch nicht geleistet.
Liebe Grüße, Eva
Hallo, bin über das Blog von Tilo Gockel (www.fotopraxis.net) auf diesen Eintrag gestoßen. Ziemlich ähnlich sieht mein Workflow in LR auch aus :)
Als Anmerkung an Sandy: Photoshop Elements beherrscht auch schon eine ganze Menge und ist sehr erschwinglich.
That’s a great Lightroom tutorial Eva. Or not just Lightroom but more workflow. I guess we all have our own way of working but it is always interesting to see how other people do their work… And I love your photos so always great to get a behind the scenes look as it were..:)
Thanks Simone! And with these tutorials it seems to be same with me. Therefore I also like so much your behind the scenes looks like the post you did about working with studio strobes.
Super tutorial, das werde ich bei der naechsten Ation mal probieren, RAW format und Styroporplatte :) Danke!
Das freut mich, dass das Tutorial gefällt :). Habe auch schon weitere Tutorials in Arbeit, die in den nächsten Wochen folgen sollen.
Wowo, vielen Dank dafür. Einiges wusste ich schon, aber ich finde es wirklich gut hier alle Schritte mit Vorher/Nachher-Fotos zu sehen. Ich habe Lightroom 4 auch schon ausprobiert und war ziemlich begeistert, aber leider ist unser PC zu langsam dafür. Also bleibt es derzeit noch bei Version 3…
Benutzt du Lightroom auch zur Verwaltung oder greifst du da dann auf Bridge zurück? Ich finde ja für uns als Hobbyfotografen sehr praktisch, dass ich da alles in einem Programm habe und nicht ständig zwischen 2-3 Fenstern hin und her wechseln muss.
Viele Grüße,
Steffen
Ich benutze inzwischen auch Lightroom für fast alles. Mit der Bridge konnte ich mich nie wirklich anfreunden, vor allem wenn es um die Bildersichtung und die Bildverwaltung geht. Sogar meine Collagen mach ich in Lightroom. Darüber soll es diese Woche auch noch einen Beitrag geben. Bei mir gab es allerdings mit den neuen Programm auch einen neuen Rechner, da ich davor mit Laptop doch teils seeehr lange warten musste auf manche Bearbeitungsschritte. Aber nun ist es einfach klasse :)
Viele Grüße, Eva
Hallo,
die Anleitungen finde ich sehr hilfreich, da ich grade beginne, mich mit Foodfotografie näher zu befassen.
Deshalb auch die Frage der Beleuchtung. Arbeitest du ausschließlich mit natürlichem Licht, wie hier das fensterlicht oder auch mit künstlichem Licht, z.B. LED-Kameraleuchten?
VG, Thomas
Hallo Thomas,
ich fotografiere tatsächlich fast ausschließlich mit natürlichem Licht. Nur ganz selten nutze ich einen Studioblitz mit einer Softbox. Wo du dich vielleicht noch umsehen kannst, wenn dich Foodfotografie mit Blitzlicht interessiert, ist der Blog FOTOPRAXIS.NET, auf dem du auch mehrere Food-Workshops findest oder auf meiner Pinterest Sammlung zur Food-Fotografie.
VG, Eva